geschichte-der-heizung
/ Philipp Nowak

Die Heizung hat eine bewegte Vergangenheit, die viele Jahrtausende zurückreicht. Was markierte den Startpunkt? Wie heizten die Menschen in der Antike und im Mittelalter? Wie sieht die Entwicklung seit der industriellen Revolution aus? Auf welche Art wird heute und zukünftig geheizt? Diesen Fragen gehen wir bei unserer Zeitreise des Heizens nach und wünschen viel Spaß beim Lesen.

Urzeit – Zähmung des Feuers

Feuer kannte der Mensch zu Anfang meist nur durch zufällige Entstehung bei Blitzeinschlägen. Die dabei übrig gebliebene Glut wurde eingesammelt und neu entfacht – das Lagerfeuer war geboren. Später entwickelten unsere erfinderischen Vorfahren eigene Methoden des Feuermachens, um nicht mehr vom Faktor Zufall abhängig zu sein. So nahmen sie geeignete Steinwerkzeuge oder nutzten Reibungswärme beim Feuerbohren, bei dem sie einen Holzstab auf ein flaches Holzstück bohrten.

Eine urzeitliche Form der Heizung stellt das Grubenfeuer dar, bei dem der Mensch ein Loch buddelte und in diesem Feuer entfachte. Erste solche Feuerstellen sind bis auf 800.000 Jahre zurückdatiert. Es lässt sich festhalten, dass die Zähmung des Feuers den Ursprung des Heizens in der Geschichte der Menschheit darstellt.

Innovation in der Antike

In der Antike wandten die Menschen komplexere Heizsysteme an. Der Römer Gaius Sergius Orata entwickelte vor über 2.000 Jahren mit dem Hypokaustum die erste Fußbodenheizung der Geschichte. Dabei erzeugt ein zentraler Brennofen heiße Luft, die durch Zwischenräume unter dem Fußboden der Behausung zieht, sodass die Räumlichkeiten erwärmt werden. Mithilfe von Tonröhren in den Wänden wurde dieses Prinzip weiterentwickelt, um auch obere Etagen zu beheizen.

Gut erhaltenes Hypokaustum
Gut erhaltene Hypokaustenheizung in Conimbriga, Portugal.

Auch haben Menschen in der Antike – damals noch ohne ökologischen Hintergrund – bereits die Sonnenenergie zu nutzen gewusst: Unter Verwendung von Hohlspiegeln oder Parabolspiegeln bündelten sie Sonnenstrahlung, um Feuer zu entfachen. Schon das olympische Feuer wurde auf diese Weise entzündet.

Heizen im Mittelalter – Ära des Kamins

Nach der Antike wanderten Feuerstellen zunächst wieder in die Mitte des Raumes. Ein sich darüber im Dach befindliches Loch sorgte für den Abzug des Rauchs. Als Paradebeispiel dafür dienen die prägnanten Langhäuser der Wikinger.

Um mehrere Stockwerke beheizen zu können, rückte das Feuer von der Raummitte an die Wand: Im 8. Jahrhundert wurde der Kamin erfunden. Das Kaminfeuer erhöhte im Vergleich zum offenen Feuer nicht nur den Komfort, sondern auch die Sicherheit. In der Regel verwendeten die Menschen für den Bau jedoch Steine, die kaum Wärme abstrahlen konnten. Dies änderte sich im 14. Jahrhundert durch die Verbreitung von Kaminöfen aus Eisen und Kachelöfen aus gebrannten Steinen, die deutlich bessere Wärmestrahlung mit sich brachten. Dadurch sorgte nicht nur das Feuer selbst für die benötigte Wärme, sondern auch die Materialeigenschaften der Feuerstelle.

Holz war für die Menschen über Jahrtausende hinweg das Heizmittel der Wahl. Die seit der Antike stattfindenden Waldrodungen hatten im 16. Jahrhundert die Konsequenz, dass eine große Knappheit des Brennstoffs, auch Holznot genannt, ausbrach. Als Alternative begann der Mensch, auf Torf sowie Stein- und Holzkohle zurückzugreifen.

Im späten Mittelalter stellten verheerende Brände in Städten ein großes Problem dar. Ausgelöst wurden diese oftmals durch verrußte Kamine. Infolgedessen erließen städtische Obrigkeiten ab dem 16. Jahrhundert die ersten Feuerordnungen, die das regelmäßige Reinigen der Schornsteine durch Schornsteinfeger vorschrieben. Aus dieser Zeit stammt die Metapher des Schornsteinfegers als Glücksbringer, da er durch seine Arbeit das Brandrisiko erheblich verringerte.

Zentralheizung – vorerst nur für den Adel

Im Jahr 1716 entwickelte der Schwede Marten Trifvald, ursprünglich für ein Treibhaus in Newcastle, die erste Warmwasser-Zentralheizung. Diese kostspielige Innovation erfreute sich insbesondere beim englischen Adel großer Beliebtheit, die damit ihre ausschweifenden Räumlichkeiten beheizen ließen. Die Mittel- und Unterschicht hingegen konnte sich solch eine Anlage lange Zeit nicht leisten und blieb weiterhin beim kompakten Zimmerofen.

Erst im Zuge der industriellen Revolution kam auch das gemeine Volk in den Genuss der Zentralheizung. Obwohl Trifvald als Erfinder des Vorläufers der heutigen Zentralheizung gilt, wurde sie erst über ein Jahrhundert später, im Jahr 1828, vom Briten Thomas Fowler patentiert.

Kluge Köpfe, große Marken

Die Zeit rund um die Jahrhundertwende 1900 wurde von Innovationen geprägt, deren Urheber heutzutage im Heizungsbau bekannte Namen tragen: etwa Vaillant, Buderus oder Viessmann.

So brachte Johann Vaillant im Jahr 1894 einen Badeofen auf den Markt, der mit einem geschlossenen System arbeitete. Das fließende Wasser wurde indirekt erhitzt und kam nicht mit Verbrennungsabgasen in Berührung. Dadurch war zum einen eine hygienische Nutzung gewährleistet und ermöglichte es Verbrauchern zum anderen, erstmals die Wassertemperatur einzustellen.

Die Gebrüder Buderus wiederum produzierten 1920 die erste Pumpen-Warmwasserheizung. In den folgenden Jahrzehnten fand auf diesem Wege die Etagenheizung mehr und mehr Verbreitung in Mietshäusern.

Im Jahr 1917 machte sich der Schlosser Johann Viessmann selbstständig. Einige Jahre nach der Unternehmensgründung begann er, Heizkessel, wie sie uns auch heute noch bekannt sind, zu entwickeln.

Umdenken in der Nachkriegszeit

Die Zerstörung durch den 2. Weltkrieg führte dazu, dass beim Wiederaufbau die Heizinfrastruktur erneuert wurde: Versorgungsnetze wie Gasleitungen wurden weiträumig verlegt und Neubauten erhielten aktuelle Heizkessel. Festbrennstoffe wie Holz oder Kohle kamen im Zuge dessen aus der Mode. Der Siegeszug von Öl- und Gasheizungen begann, nicht zuletzt dank der günstigen Brennstoffpreise für Heizöl und Erdgas.

Die Ölpreiskrise in einem Schaubild dargestellt
Die Ölkrise sorgte für explodierende Heizölpreise.

Ändern sollte sich dies in den 70er Jahren, als 1973 aus politischen Gründen die erste Ölkrise ausbrach, in der unter anderem der Heizölpreis für Verbraucher radikal stieg. Durch dieses Ereignis befand sich das Thema Heizen und Energieverbrauch einmal mehr im Wandel. Die Menschen begannen, alternative Energiequellen wie die Sonne und nachwachsende Rohstoffe anstelle fossiler Brennstoffe in Betracht zu ziehen. Auch die Nachtstromheizung, vor allem in den 50er und 60er Jahren eine valide Heizalternative, verlor stetig an Popularität. In den 80er Jahren kam die energieeffiziente Brennwerttechnik für Öl- und Gasheizungen auf den Markt. Seit September 2015 ist diese bei der Installation neuer Heizkessel in EU-Ländern gar Pflicht.

Die Moderne – ökologisch und smart

Ob Blockheizkraftwerk, Brennstoffzelle, Pelletheizung, Wärmepumpe oder Solarthermie: Heutzutage existiert eine in der Geschichte des Heizens nie dagewesene Auswahl an unterschiedlichen Heizmethoden, vermehrt auf ökologischer Basis.

Trotzdem ist die Nutzung fossiler Brennstoffe wie Erdgas und Heizöl unter deutschen Verbrauchern immer noch am stärksten verbreitet. Modernisierer bleiben laut unserem Heizungsmarktreport von November 2017 vor allem ihren Gasheizungen treu. Dennoch gehört die Zukunft alternativen Heizmethoden, nicht zuletzt aufgrund der Verknappung der fossilen Rohstoffe und den deshalb voraussichtlich langfristig steigenden Öl- und Gaspreisen.

Die neueste Entwicklung stellt die Heizung als Teil des Smart Homes dar. Nutzer regulieren und kontrollieren per Smartphone ihre Heizkörper und -kessel über das Mobilfunknetz oder das hauseigene WLAN, wodurch sich Heizkosten sparen und Probleme frühzeitig identifizieren lassen.

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