Viele Mehrfamilienhäuser besitzen eine zentrale Heizungslösung. Die Kosten für die einzelnen Parteien werden über die Heizkostenabrechnung umgelegt. Wärmepumpen sind in diesen Wohnhäusern hingegen noch selten anzutreffen.
Dennoch spricht grundsätzlich nichts gegen den Einsatz einer Wärmepumpenheizung in einem Wohnhaus mit mehreren Parteien. Es gibt hierbei jedoch einige Punkte zu berücksichtigen. Entscheidend sind vor allem die Voraussetzungen. Wie alt ist das Haus, wie gut die Dämmung und welche Möglichkeiten zur Installation von Wärmepumpenheizung sind vorhanden?
Es gibt zudem mehrere Varianten bei der Umsetzung. Somit stehen Optionen zur Verfügung, um die Lösung an die eigenen Vorstellungen sowie die baulichen Gegebenheiten anzupassen. Im Zuge der energetischen Sanierung sowie des überarbeiteten Heizungsgesetzes rücken Wärmepumpenheizungen nun auch in Mehrfamilienhäusern verstärkt in den Mittelpunkt.
Welche Wärmepumpenlösungen eignen sich für Mehrfamilienhäuser?
Die Wahl der richtigen Wärmepumpenlösung ist ein wichtiger Punkt. Dies betrifft einerseits die Leistung, andererseits aber auch die Bauart. Ein sinnvoller erster Schritt ist es, eine Heizlastberechnung erstellen zu lassen. Aus dieser geht hervor, wie hoch der Wärmebedarf für das gesamte Mehrfamilienhaus ist.
Selbst moderne Mehrfamilienhäuser nach dem KfW-Effizienzhaus-Standard mit einer Fläche von 1.000 Quadratmetern erfordern eine Leistung von 40 kW. In einem Altbau sind es schnell 100 kW und mehr. Um diese Leistung zu erreichen, kommen oftmals mehrere Wärmepumpen im Kaskadenaufbau zum Einsatz.
Für Mehrfamilienhäuser kommen in erster Linie Erdwärmepumpen in Betracht. Diese Lösungen arbeiten das gesamte Jahr mit einer hohen Effizienz, was den Stromverbrauch reduziert und die höheren Anschaffungskosten ausgleicht. Denkbar sind aber auch Luft-Wärmepumpen, wobei hier an den Schallschutz zu denken ist.
Bei einem Reihenhaus gibt es hingegen oftmals andere Voraussetzungen. Aufgrund des eingeschränkten Platzangebotes sind Erdwärme- und Wasser-Wasser-Wärmepumpen in der Regel keine Option. In diesem Fall bleibt meist nur eine Luft-Wärmepumpe als Lösung.
Dezentrale oder Zentrale Lösung – das sind die Unterschiede
In Mehrfamilienhäusern haben Sie die Option, die Wärmepumpenheizung zentral oder dezentral zu installieren. Eine zentrale Lösung entspricht einer klassischen Zentralheizung. Hier ist beispielsweise eine leistungsstarke Wasser-Wasser-Wärmepumpe mit einem großen Pufferspeicher verbunden und versorgt alle Parteien mit Wärmeenergie.
Bei einer dezentralen Lösung hingegen besitzt jede Wohneinheit eine eigene Wärmepumpe. Damit ähnelt das Konzept dem im Einfamilienhaus und bietet sich vor allem für ein Reihenhaus an. Der Stromverbrauch lässt sich in diesem Fall einfacher auf jede Partei umlegen, da ein Zähler direkt an die Wohneinheit gebunden ist.
Zentrale Lösungen haben dennoch einige Vorteile gegenüber den dezentralen Konzepten. So ist der Stromverbrauch durch die höhere Effizienz geringer. Ebenfalls ist es einfacher, eine solche zentrale Lösung mit einer Photovoltaikanlage zu kombinieren, um den Strom für die eigene Wärmeerzeugung selbst zu produzieren.
Für welche Häuser mit mehreren Parteien ist eine Wärmepumpenheizung geeignet?
Ein weiterer Punkt, den Sie berücksichtigen sollten, ist die Art der Immobilie. Hier gilt Ähnliches wie bei Einfamilienhäusern: Eine Wärmepumpe ist nicht immer die beste Option beziehungsweise mitunter sogar ungeeignet. Das gilt besonders für den Einbau im Altbau.
Im Altbau sind oftmals zusätzliche Sanierungsmaßnahmen erforderlich, bevor eine Wärmepumpe eine sinnvolle und rentable Lösung ist. Da sind vor allem die Heizkörper und der Heizkreislauf zu nennen. Im Altbau sind teilweise alte Radiatoren verbaut, die mit Vorlauftemperaturen von 70 °C und mehr arbeiten. In diesem Fall sollten Sie über eine Sanierung der Heizkörper nachdenken, was in einem großen Mehrfamilienhaus aber einen entsprechenden Preis hat.
Eine Option für den Altbau ist zudem eine Hochtemperatur-Wärmepumpe. Diese Geräte stellen höhere Vorlauftemperaturen von bis zu 100 °C bereit. Eine solche Lösung ist eine gute Option für die Sanierung im Altbau und kommt ohne Austausch der Heizkörper aus.
Wie gelingt die genaue Umlage der Kosten auf die Parteien im Mehrfamilienhaus?
Laut der Heizkostenverordnung dürfen nur tatsächlich entstandene Kosten den Verbrauchern in Rechnung gestellt werden. Das erfordert also eine genaue Heizkostenabrechnung. Diese benötigt bei einer zentralen Wärmepumpenlösung zwei Komponenten – einen eigenen Stromzähler sowie einen Wärmezähler pro Verbraucher.
Der Stromzähler protokolliert direkt die Leistungsaufnahme des Systems. So haben Sie die Kosten für den Strom, der als Grundwert für die Berechnung dient. Der Wärmezähler misst den Wärmeeintrag in den Heizkreislauf. Damit stellen Sie fest, wie viel Wärme pro Partei im Haus eingespeist wird.
Mit diesen Daten erstellen Sie dann eine präzise Heizkostenabrechnung für jede Partei im Haus. Durch die Gesamtkosten sowie die Information, welche Mengen an Wärmeenergie pro Haushalt geflossen sind, lässt sich der genaue Kostenanteil kalkulieren. Die Erstellung der Abrechnung ist damit vergleichbar mit dem Aufwand, den andere zentrale Heizungssysteme in Mehrfamilienhäusern erzeugen.
Preis bei der Anschaffung und mögliche Förderungen für Mehrfamilienhäuser
Interessant sind die Fördermöglichkeiten. Die Bundesförderung für effiziente Gebäude ist auch für Projekte in Mehrparteienhäusern verfügbar. So nennt die Förderung spezifisch eine Höchstgrenze von 60.000 Euro pro Wohneinheit. Dementsprechend sind in Häusern mit mehreren Parteien höhere Förderungen möglich als in einem Einfamilienhaus.
Die Kosten für die Installation hängen von der Art der Wärmepumpentechnik sowie den notwendigen Zusatzarbeiten ab. Häufig ist eine Erneuerung des Warmwasserspeichers erforderlich, teilweise auch der Heizkörper. Wasser-Wasser-Wärmepumpen für Mehrfamilienhäuser liegen inklusive Installation oft in einem Bereich zwischen 35.000 und 50.000 Euro. Bei Luft-Wärmepumpen liegen die Gesamtkosten meist zwischen 25.000 und 30.000 Euro.
Das Förderprogramm der BAFA deckt bis zu 40 Prozent dieser Kosten. Da sich die Anschaffungs- und Installationskosten zusätzlich auf die vorhandenen Parteien verteilen, ist ein solches Projekt pro Wohneinheit gerechnet günstiger als in einem Einfamilienhaus. Unter diesen Voraussetzungen ist eine Wärmepumpe sogar im Altbau eine wirtschaftliche Lösung.
Quellen:
- Sanier.de: „Ist eine Wärmepumpe im Mehrfamilienhaus möglich?“, unter https://www.sanier.de/heizung/waermepumpe/ist-eine-waermepumpe-im-mehrfamilienhaus-moeglich (Zugriff am 01.06.2024)
- Heizungsfinder: „Wärmepumpe im Mehrfamilienhaus – Arten, Kosten und Leistung“, unter https://www.heizungsfinder.de/waermepumpe/umsetzung/mehrfamilienhaus (Zugriff am 01.06.2024)
- thermondo: „Wärmepumpe im Reihenhaus: Voraussetzungen und Hürden“, unter https://www.thermondo.de/info/rat/waermepumpe/waermepumpe-im-reihenhaus/ (Zugriff am 01.06.2024)