Unterböden aus erhärteter Masse benötigen ausreichend Zeit zum Trocknen und Aufheizen. Um zusätzliche Kosten und Schäden zu vermeiden, ist dem Bodenbelag daher die erforderliche Zeit zu gewähren. Wir erklären, wie Sie Estrich aufheizen und dabei Zeit und Aufwand einsparen.
Grundlagen zum Thema Estrich aufheizen
Beim modernen Hausbau kommen vor allem Zementestriche (CT) und Calziumsulfatestriche (CA) zum Einsatz. Zu ihren Vorteilen gehören die Eignung als Heizestrich und die hohe Beständigkeit gegenüber Nässe. Bei der Trocknung der CT-Variante findet anstelle eines Trocknungsvorgangs eine chemische Abbindung statt. Für das vollständige Aushärten ist immer eine gewisse Feuchtigkeit nötig. Die Begehbarkeit des Bodens ist meistens nach rund 24 Stunden erreicht. Im Anschluss können Sie durch Lüften das überschüssige Wasser abziehen lassen, sodass die eingebrachte Masse begehbar wird. Beim Trocknen von Zementestrich empfiehlt es sich, den Vorgang nicht zu beschleunigen, da sich aufgrund der Spannungen unter Umständen Risse bilden.
Nach dem Einbringen der Estrichmasse sind Türen und Fenster zwei Tage lang geschlossen zu halten. Alternativ können Sie auch eine Folie zur Abdeckung nutzen. Im Anschluss an diese Phase lüften Sie regelmäßig durch.
Die vollständige Aushärtung ist nach etwa 21 Tagen eingetreten. Nun lässt sich der verlegte Estrich aufheizen.
Estrich aufheizen: Warum ist das nötig?
Stoffe ziehen sich bei Kälte zusammen und dehnen sich bei Wärme aus. Dieses physikalische Grundprinzip begründet die Notwendigkeit, warum Sie Estrich aufheizen müssen. Eine besondere Situation entsteht, wenn sich unterhalb eine Fußbodenheizung befindet. Im Idealfall – dieser ist in der Praxis jedoch nicht zu erreichen – erwärmt die Fußbodenheizung den Estrich zu 100 Prozent gleichmäßig.
Aber selbst bei angenommener Gleichmäßigkeit der Erwärmung verbleibt das Problem von in Estrichen enthaltenem Kies oder Sand unterschiedlicher Korngrößen. Die einzelnen Materialien dehnen sich mit abweichenden Folgen aus. Es entstehen Spannungen, die zur Beschädigung des Bodens führen.
Um diese Situation zu vermeiden, ist ein spezielles Aufheizprogramm anzuwenden. Heizen Sie dabei langsam auf. Der Boden dehnt sich gleichmäßig aus, da sich die einzelnen Substanzen ihrem Umfeld anpassen können. Dies vermeidet Spannungen und gleicht diese aus.
Ein weiterer Vorteil entsteht: Der Boden hat sich angepasst und das anschließende Aufheizen beschleunigt sich. Es handelt sich quasi um eine Eingewöhnungsphase. Hierbei dehnt sich der Boden und bereitet sich auf die folgenden Heizphasen vor.
Vorschlag für ein Aufheizprogramm
In der DIN 18560 sind die Mindestdicken für Estriche definiert. Liegt ein Rohrdurchmesser von 15 bis 20 mm vor, resultiert eine Estrichdicke von rund 60 bis 70 mm. Als allgemeine Richtlinie für das Aufheizen des Estrichs kann folgendes 14-tägiges Programm dienen:
- Zunächst wird mit einer Vorlauftemperatur von 25 Grad Celsius gestartet, diese Temperatur ist dabei einzuhalten.
- Anschließend erhöhen Sie die Vorlauftemperatur in 5-Grad-Schritten bis zu einer Temperatur von 55 Grad Celsius. Diesen Wert halten Sie ebenfalls.
- Im letzten Schritt senken Sie das Temperaturniveau Stück für Stück auf 25 Grad Celsius ab.
Dauer der einzelnen Phasen
Tag |
Vorlauftemperatur in °C |
1 | 25 °C |
2 und 3 | 25 °C halten |
4 | 30 °C |
5 | 35 °C |
6 | 40 °C |
7 | 45 °C |
8 | 55 °C |
9, 10 und 11 | 55 °C halten |
12 | 45 °C |
13 | 35 °C |
14 | 25 °C |
Estrich aufheizen und Fenster offen: Was ist zu beachten?
Während Sie den Estrich aufheizen, ist es ratsam, gut durchzulüften. Es gilt also: Entweder das Fenster öffnen oder zumindest auf Kipp stellen. Denn es muss ausreichend Feuchtigkeit zur Verfügung stehen. Gleichzeitig entweicht überschüssige Feuchtigkeit. Mit einen Restfeuchtemessgerät überprüfen Sie die vorhandene Restfeuchtigkeit im Estrich. Erst wenn die vom Anbieter genannten Werte erreicht sind, erfolgt die Verlegung des darüber liegenden Bodenbelags.
Ja nach Jahreszeit kann sich der Prozess beschleunigen oder verlangsamen. Im Sommer herrscht eine höhere Luftfeuchtigkeit vor, was das Aufheizen beschleunigt. Im Winter benötigt man hier in der Regel mehr Geduld.
Automatische Programme übernehmen die Aufgaben
Das Aufheizen des Estrichs verläuft meistens nach einem ähnlichen Schema. Daher bieten viele Hersteller von Fußbodenheizungen spezielle Programme an, welche einen speziellen Heizplan zur Estrichtrocknung beinhalten. Stimmt das Heizprogramm mit den Angaben überein, erleichtert sich für Sie die Durchführung. Sie haben keine manuellen Einstellungen vorzunehmen und Fehler lassen sich von Anfang an vermeiden.