Das Nullenergiehaus ist eine Weiterentwicklung des Passivhauses, die prinzipiell ohne Energiezufuhr von außen auskommt. Damit entspricht es den Anforderungen des Industrieausschusses des Europäischen Parlaments. Jenes hat beschlossen, dass sämtliche nach dem 31. Dezember 2018 errichtete Gebäude ihren Energieverbrauch direkt vor Ort erzeugen sollen.
Definition eines Nullenergiehauses
Ein Nullenergiehaus ist definiert als ein Gebäude, dessen durchschnittlicher jährlicher Bezug externer Energie mittels selbst erzeugter Energie, beispielsweise mittels Photovoltaikanlagen, ausgeglichen wird. Hierbei bleibt allerdings die Energie unberücksichtigt, die zur Errichtung des Hauses benötigt wird. Jene ist auch unter dem Namen „Graue Energie“ bekannt.
Im Idealfall ist weder für die Heizung eines Nullenergiehauses noch für dessen Kühlung, Warmwasserbereitung oder Stromverbrauch der Bezug von Fremdenergie erforderlich. Solch ein Nullenergiehaus lässt sich auch als energieautark bezeichnen. Erzeugt das Gebäude sogar mehr Energie als es selbst verbraucht, ist die Rede von einem Plusenergiehaus.
Zentrale Merkmale eines Nullenergiehauses
Im Unterschied zum Passivhaus beschränken sich die Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs beim Null Energie Haus nicht auf eine passive Wärmerückgewinnung. So erfolgt die Warmwasser- und Stromgewinnung zumeist per Photovoltaik.
Folgende Elemente sind für Nullenergiehäuser kennzeichnend:
- Große, nach Süden orientierte Fensterflächen, welche auch bei der im Winter tief stehenden Sonne unverschattet bleiben
- Ein niedriges Verhältnis von Oberfläche zu Volumen (A/V-Verhältnis)
- Außenflächen mit einem geringen Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert)
- Eine hohe Luftdichtheit
Beispiele für Nullenergiehäuser
Längst werden nicht nur Wohngebäude in der Form von Nullenergiehäusern errichtet. So wurde 2009 im 15. Wiener Gemeindebezirk das weltweit erste Nullenergiehotel eröffnet. Bei diesem erfolgt die Energiegewinnung erfolgt mittels Photovoltaik, Windrädern sowie einer Wärmepumpenheizung.
Ein weiteres Beispiel ist ein 2016 in Wildberg (Reichshof) eröffnetes Gebäude, welches das erste deutsche Nullenergiegästehaus darstellt. Dieses gewinnt seine Energie mittels eines Blockheizkraftwerks, einer Photovoltaikanlage und einer Wärmepumpe.
Kosten für ein Nullenergiehaus
Auch Nullenergiehäuser haben Vor- und Nachteile. So ermöglicht der Einsatz moderner Technik zwar Energie – und somit langfristig ebenfalls Kosten – zu sparen. Doch zugleich verursacht dieser massive Einsatz fortschrittlicher Technologien auch hohe Anschaffungskosten.
Für Nullenergiehäuser existieren aktuell keine verlässlichen Baukosten-Kennwerte. Während die Kosten für ein Passivhaus bei rund 1.300 Euro pro Quadratmeter liegen, sind die Preise für ein Null Energie Haus aufgrund der zusätzlichen technischen Ausstattung deutlich höher. Möchte man ein Nullenergiehaus bauen, so ist davon auszugehen, dass sich diese hohen Investitionskosten im günstigsten Fall nach 10 Jahren amortisieren.
Deshalb empfiehlt es sich bei dem geplanten Bau eines Nullenergiehauses Fördermittel beim Bund oder beim Land zu beantragen. So können für die Errichtung eines energieeffizienten Hauses bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zinsgünstige Kredite in einer Höhe von bis zu 100.000 Euro sowie zusätzliche Tilgungszuschüsse beantragt werden.
Nullenergiehaus 2050
Im Rahmen der von der Bundesregierung proklamierten Energiewende soll bis zum Jahr 2050 der Hauptteil der in Deutschland benötigten Energie aus regenerativen Quellen wie Wasser- und Windkraft, Sonnenenergie und Geothermie gewonnen werden.
Da in der Bundesrepublik etwa 40 Prozent des Energieverbrauchs sowie rund ein Drittel der CO2-Emissionen auf die Errichtung, den Betrieb und die Entsorgung von Gebäuden entfallen, zählt die Schaffung eines nahezu klimaneutralen Gebäudebestands zu den wichtigsten diesbezüglichen Zielen der Bundesregierung. Hierbei kommt dem Nullenergiehaus eine äußerst wichtige Rolle zu.