In Gesetzestexten und Verordnungen zum Bauwesen und energetischer Sanierung wird der Begriff Primärenergie oft verwendet. Für Eigenheimbesitzer und Bauherren ist vor allem der Primärenergiebedarf relevant. Denn dieser ist Indikator für die energetische Gebäudequalität und darf die Vorgaben der Bundesregierung nicht überschreiten.

Primärenergie je nach Brennstoff in einem Diagramm

Wir erklären den Zusammenhang von Primärenergie, Primärenergiebedarf und Primärenergiefaktor sowie die Bedeutung für Ihren Haushalt.

Definition von Primärenergie

Der Begriff umfasst zunächst diejenige Energieart sowie -menge, die aus natürlichen Quellen entnommen wird. Genauer beschreibt Primärenergie die in einem Energieträger vorhandene Energiemenge. So sind in einem Kilogramm Kohle knapp 5,4 Kilowattstunden an Energie enthalten. In einem Liter Erdöl steckt mit 11,8 Kilowattstunden mehr als das Doppelte.

Was sind Primärenergieträger?

Neben Wind-, Wasser- und Solarenergie zählen auch fossile Brennstoffe wie Erdöl, Erdgas oder Kohle zur Gruppe der Primärenergieträger. Des Weiteren gibt es Sekundärenergieträger, die zunächst technisch zu erzeugen sind. Zu diesen zählen das Herstellen von Wasserstoff, aber auch Synthese- und Biogas, Dieselkraftstoff und elektrischer Strom.

Wichtige Kennzahlen und Begriffe im Überblick

Im Umgang mit Primärenergie stoßen Nutzer häufig auf die Kennzahlen Primärenergiefaktor und Wirkungsgrad. Wie diese Werte mit der Primärenergie zusammenhängen, erläutern wir im Folgenden:

Der Primärenergiefaktor

In Wohngebäuden sind oftmals unterschiedliche Energieträger im Einsatz. Diese sind, wie im Fall von Heizöl und solarer Energie, nicht direkt miteinander vergleichbar und besitzen unterschiedliche Eigenschaften.

Um Vergleichbarkeit herzustellen, wird für die Energieträger das Verhältnis zwischen Primär- und Endenergie verglichen. Dieser Verhältniswert ist der Primärenergiefaktor. Um Klimabelastung und Versorgungssicherheit bei der Wärmewende zu berücksichtigen, sind die Gewichtungsfaktoren für erneuerbare Energien gleich oder nahe Null.

In der Tabelle finden Sie die Primärfaktoren der wichtigsten Energieträger:

Brennstoff

Primärenergiefaktoren nach EnEV

Heizöl 1,1
Erdgas und Flüssiggas 1,1
elektrische Energie aus nicht erneuerbaren Quellen 1,8
Holz 0,2
Solarenergie und Umweltwärme 0

Der Wirkungsgrad

Diese Kennzahl bezeichnet das Verhältnis der Nutzenergie zur zugeführten Energiemenge. Erstere umfasst das gesamte Energiepotenzial, dass durch einen Verbraucher genutzt werden kann. In Verbindung mit der Primärenergie ist der Wirkungsgrad ein Indikator für die Leistung und das Nutzenpotenzial des jeweiligen Energieträgers.

Ein Kohlekraftwerk kann Wirkungsgrade von 80 bis 90 Prozent erzielen. Dies bedeutet, dass von der zugeführten Energie nur maximal 20 Prozent als Verlustleistung abgeschrieben werden.
Nebenprodukte der Energieumwandlung, wie Wasserdampf oder Abwärme, zur Unterstützung anderer Prozesse lassen sich nutzen, um den Anteil der Nutzenergie zu erhöhen und damit den Wirkungsgrad zu steigern.

Je höher der Wirkungsgrad liegt, desto effektiver erzeugt eine Anlage Energie. Dies gilt auch für Ihre eigene Heizung.

Primärenergiebedarf in Immobilien

Fossile Energieträger für die Heizungsanlage, erneuerbare Energien für die Warmwasserbereitung oder einfach herkömmlichen Strom für Alltagsgegenstände sind Formen, die im Haushalt zur Anwendung kommen.

Der Primärenergiebedarf ist eine Plangröße für Bauherren und Architekten, die insbesondere bei der Konstruktion von Neubauten zu berücksichtigen ist. Diese Kennzahl berechnet sich durch die Multiplikation der Endenergie mit dem Primärenergiefaktor. Unter Endenergie versteht sich die aus Primärenergie erzeugte Energie, die nach Transport und Umwandlung durch den Endverbraucher genutzt werden kann.

Achtung: Auch Endenergie lässt sich nicht zu 100 Prozent nutzen. Eine Glühbirne wandelt beispielsweise mehr als 90 Prozent der eingespeisten, elektrischen Energie in Wärme um.

Primärenergieverbrauch in Deutschland

Das Bundesministerium für WIrtschaft und Energie, kurz BMWi, erfasst jährlich den Verbrauch an Primärenergie für ganz Deutschland.Für das Jahr 2016 konnte die Bundesrepublik einen Primärenergieverbrauch von rund 13.000 Petajoule verzeichnen. Mit 34 Prozent ist der Anteil von Mineralöl als Energieträger am höchsten.

Im Hinblick auf die energiepolitischen Zielsetzungen ist der Anteil erneuerbarer Energien am Primärenergieverbrauch in Deutschland besonders erfreulich. Innerhalb von 10 Jahren verdoppelte sich dieser auf 12,6 Prozent.