Ölreserven Ölraffinerie im AbendlichtAbgesehen vom Umweltaspekt steht der fossile Brennstoff Erdöl wegen seines endlichen Vorkommens in der öffentlichen Diskussion. Gerade für Besitzer von Ölheizungen ist das Thema von hoher Relevanz. Angaben zu den Ölreserven weltweit schwanken, was an wirtschaftspolitischen und technischen Ursachen liegt. Vorhersagen und Vorausberechnungen geben ein Versiegen des Nachschubs zwischen 20 und 50 Jahren an. Differenzieren lässt sich nach den Formen der Vorkommen. Als nachgewiesene Ölreserven bewerten Geologen lediglich erhobene Schätzungen. Sie setzen eine technisch heute bereits mögliche Förderung voraus. Dieser Faktor wird in den Ländern, die Erdölvorkommen besitzen, unterschiedlich interpretiert. Nach international gängiger Bewertung erhält lediglich „pures“ Erdöl die Definiton Reserve. Aus der Zählung fallen in Sand und Schiefer gebundenes Öl und Tiefseevorkommen heraus. Dieser Zählweise folgen jedoch nicht alle Staaten.

Internationale Situation

Die tatsächlichen Förderungsmengen decken sich teilweise mit den höchsten nachgewiesenen Ölreserven. Viele Jahre stand das größte Förderland Saudi-Arabien auch an der Spitze der Statistik, über größte Ölreserven der Welt zu verfügen. Vor wenigen Jahren haben Untersuchungen belegt, dass Venezuela über noch größere Reserven verfügt. Die Ölreserven wurden 2016 folgendermaßen angegeben:

Land

Ölvorkommen in Milliarden Tonnen

Venezula 47
Saudi Arabien 36,6
Kanada 27,6
Iran 21,8
Irak 20,6

Auf den Plätzen sechs bis acht folgen Russland, Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate mit Reserven über zehn Milliarden Tonnen. Die größten Vorkommen Afrikas weist Libyen mit 6,3 Milliarden Tonnen auf, gefolgt von den USA mit 5,8 Milliarden Tonnen. Mit Skepsis sind vor allem die Angaben aus Kanada und Venezuela zu betrachten. Kanada rechnet seine Ölsandvorkommen ein und Venezuela seine Schwerstöle. Beide Vorkommen zählen nicht zum „pur“ förderbaren Erdöl.

Generell sind die bewiesenen Ölreserven streitbar. Eine wirklich unabhängige und verlässliche internationale geowissenschaftliche Instanz existiert nicht. Die Erdöl fördernden Länder koppeln in internationaler Übereinkunft ihre akzeptierten und erlaubten Förderungsmengen an den mutmaßlichen Reserven. Knapp die Hälfte aller angegebenen Reserveerhöhungen seit den 1980er-Jahren sind zweifelhaften Ursprungs.

Europäische und deutsche Ölreserven

Im internationalen Vergleich sind die nachgewiesenen Erdölvorkommen in Europa und Deutschland bescheiden. Die Nordseevorkommen teilen sich vor allem Norwegen und Großbritannien. In geringerem Maße sind Deutschland, Dänemark und die Niederlande beteiligt.

Die Ölreserven in Deutschland werden mit etwa 32 Millionen Tonnen beziffert. Bei jährlichen Fördermengen von zwei bis drei Millionen Tonnen ist eine Ausbeutung eigenen Erdöls nach heutigem Wissensstand noch zehn bis 15 Jahre möglich.

Perspektive und Prognose

Neben der mehr oder weniger realistischen Erfassung der bereits bekannten und noch zu entdeckenden Ölreserven weltweit spielt als entscheidende Variable der Verbrauch die wesentliche Rolle. Eine belastbare Prognose, in welchem Zeitraum Erdöl noch zur Verfügung steht, ist und bleibt lediglich als grobe Schätzung möglich. Neben den aktuellen Unwägbarkeiten ist auch der technische Fortschritt zu berücksichtigen. Er führt mutmaßlich zu wachsender Förderungsfähigkeit, was die ausbeutungsfähigen Reserven erhöht.

Pessimistische Schätzungen gehen von einer sicheren Versorgung bis etwa ins Jahr 2050 aus. Die optimistischen Voraussagen glauben an eine Vorratssicherheit bis zum Ende dieses Jahrhunderts.

Indikator Ölpreis

Der Ölpreis ist kein verlässlicher Indikator, ob die Reserven langsamer oder schneller zur Neige gehen. Förderquoten und Marktpreise sind fast ausnahmslos das Ergebnis machtpolitischer Ereignisse und Interessen. Die Endlichkeit des fossilen Rohstoffs wird dabei dankbar als preistreibendes Argument verwendet. Für die Versorgung in Deutschland ist zu beachten, dass sich der Kraftstoffpreis zu etwa einem Drittel aus dem Marktpreis bildet. Erdöl kauft Deutschland in über 30 Ländern ein.