Legionellen im Trinkwasser

Die öffentliche Trinkwasserversorgung in Deutschland ist für ihre Qualität bekannt. Die Vorschriften der Trinkwassergesetze sind in Teilen strenger als die Regelungen für abgefülltes Mineralwasser. Dennoch kann es zu Verunreinigungen in Form von Legionellen kommen. Wie sie entstehen, Symptome und wie sie sich vermeiden lassen.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Legionellen können in Wasserleitungen und -speichern wachsen und Krankheiten wie die Legionärskrankheit (schwere Lungenentzündung) oder das Pontiac-Fieber (mildere Grippe) auslösen. Symptome reichen von Fieber und Husten bis zu Atemnot und Muskelschmerzen.
  • Legionellen vermehren sich besonders bei Wassertemperaturen zwischen 20 und 60 Grad Celsius. Sie sterben ab 60 Grad ab, weshalb regelmäßige Erhitzung des Wassers über diese Temperatur notwendig ist. In selten genutzten Gebäuden sollte das Wasser „abgekocht“ werden, um Legionellen zu töten.
  • Die Trinkwasserverordnung (TrinkwV) schreibt regelmäßige Tests auf Legionellen vor. Ein Legionellenbefall wird ab 100 koloniebildenden Einheiten (KbE) pro 100 ml Wasser als bedenklich eingestuft, und bei 10.000 KbE sind sofortige Maßnahmen wie Desinfektion oder Stilllegung vorgeschrieben.

Symptome

Bei Kontakt bei kontaminierten Trinkwasser können Legionellen zwei Krankheiten auslösen – die Legionärskrankheit und das Pontiac-Fieber. Beide weisen unterschiedliche Symptome auf:

Legionärskrankheit

Die Legionärskrankheit ist eine schwere Form der Lungenentzündung und zeigt folgende Symptome:

  • Hohes Fieber, oft über 38,5°C
  • Schüttelfrost
  • Husten, der sowohl trocken als auch produktiv sein kann (mit Auswurf)
  • Atemnot und Kurzatmigkeit
  • Brustschmerzen beim Atmen oder Husten
  • Kopfschmerzen
  • Muskelschmerzen
  • Müdigkeit oder Erschöpfung
  • Verwirrtheit oder mentale Veränderungen, besonders bei älteren Menschen

Diese Symptome entwickeln sich normalerweise zwei bis zehn Tage nachdem Betroffene mit Legionellen in Kontakt gekommen sind.

Pontiac-Fieber

Das Pontiac-Fieber ist eine mildere, grippeähnliche Erkrankung, die durch Legionellen verursacht wird und in der Regel keine Lungenentzündung verursacht. Die Symptome sind:

  • Fieber
  • Kopfschmerzen
  • Muskelschmerzen
  • Müdigkeit
  • Schüttelfrost
  • Husten
  • Allgemeines Unwohlsein

Die Symptome des Pontiac-Fiebers setzen schneller ein, oft innerhalb von 24 bis 48 Stunden ein. Die Erkrankung löst sich in der Regel ohne Behandlung innerhalb von zwei bis fünf Tagen auf.

In beiden Fällen ist eine frühzeitige Diagnose und Behandlung wichtig, um schwerwiegende Gesundheitsprobleme zu vermeiden. Personen, die Symptome entwickeln und möglicherweise kontaminierten Trinkwasser ausgesetzt waren, sollten medizinische Hilfe in Anspruch nehmen.

Legionellen und Temperatur – Lebensbedingungen entziehen

legionellen im wasserLegionellen stellen wenig Ansprüche an ihre Wachstumsumgebung. Fast immer finden sie Nährstoffe im Wasser. Wenn die Temperatur des Wassers zwischen zwanzig und sechzig Grad Celsius beträgt, sind optimale Lebensbedingungen gegeben. Wenn durch eine niedrige Nutzungs- und Abzapffrequenz das Trinkwasser in zum Beispiel in einem Schichtenspeicher oder in der Leitungen nur selten bewegt wird, beschleunigt sich das Wachstum.

Legionellen im Trinkwasser entstehen auch außerhalb des sichtbaren Wassers in Leitungen, Tanks und Warmwasserbereitern. Um die Legionelle am Entstehen und Vermehren zu hindern, muss die Wasserzirkulation der Heizungsanlage bewegt und mit einer regelmäßigen Mindesterwärmung versorgt werden.

Bakterienbildung entgegenwirken

Unter zwanzig Grad vermehren sich die Legionellen kaum und über sechzig Grad sterben sie. Ein Zirkulationssystem mit Trinkwasser muss diese Bedingungen nutzen und durch regelmäßige Erhitzung entgegenwirken. Bei dauerhaft bewohnten Wohnungen und Häusern sorgen moderne Wassertransportsysteme dafür, Bewegung und Temperatur immer wieder zum Abtöten der Bakterien einzusetzen. Erhöhte Aufmerksamkeit ist bei nur temporär bewohnten Haushalten und genutzten Trinkwasserversorgungsanlagen. In Wochenendhäusern und Anbauten sollten nach einer Entnahmepause durch ein „Abkochen“ des gesamten Wasserbestands bei mindestens sechzig Grad die Bakterienkulturen zerstört werden.

Übertragungsweg

Legionellen bewegen sich auf mehreren Wegen in den menschlichen Organismus. Der direkteste Weg entsteht beim Trinken und Schlucken des Wassers. Das größte Risiko stellt die Tröpfchenübertragung dar. Wenn sich Legionellenkulturen im Wasser gebildet haben, können die Erreger durch Einatmen von Wasserdampfwolken und Berührungen mit Wasserhähnen überspringen. Generell weisen alle Tätigkeiten, bei denen es zur direkten Wasserberührung oder damit eingenässten Stellen kommt, ein Infektionsrisiko auf.

Bekannt ist die Erkrankung unter dem Namen Legionärskrankheit oder Legionellen Pneumonie. Die Bakterien bahnen sich über das menschliche Luftaustauschsystem der Atmung ihren Weg. Sie befallen die Lunge und lösen Entzündungen aus. Die Symptome gleichen der klassischen schweren Lungenentzündung und beginnen, etwa zwei Tage nach Körpereintritt aufzutreten.

Regelungen der Trinkwasserverordnung (TrinkwV)

Die seit März 2016 gültigen Vorschriften in der TrinkwV fordern verbindlich eine Untersuchung des Trinkwassers auch auf die Legionelle. Ergänzend kommt das Arbeitsblatt W 551 des deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches zur Anwendung. In ihm sind die technischen Maßnahmen zum Verringern des Legionellenwachstums beschrieben und definiert. Die Untersuchungen dürfen nur von genehmigten Laboren durchgeführt werden.

Wann liegt ein Legionellenbefall vor?

Zur Ermittlung eines möglichen Befalls wird als Parameter die Menge der koloniebildenden Einheiten (KbE) pro hundert Milliliter Wasser eingesetzt. Ab hundert KbE wird das Trinkwasser als „befallen“ gewertet und technische Gegenmaßnahmen eingeleitet. Eine sofortige Desinfektion oder Stilllegung der Anlage ist ab 10.000 KbE vorgeschrieben.

Technische Lösungen und Kaltwasser

Die letale Temperaturgrenze für den Legionellenbefall liegt bei sechzig Grad. Daher muss die Heizungsanlage entweder dauerhaft auf diese Vorhaltetemperatur eingestellt werden oder in regelmäßigen Intervallen auf diesen Wert erhitzt werden. Für das automatische Erhitzen kann in der Heizung und dem Zirkulationssystem eine sogenannte Legionellenschaltung integriert werden. Als Intervall wird mindestens eine Erwärmung innerhalb von 24 Stunden vorausgesetzt. Wichtig ist die durchgängige Erwärmung in allen Wasser führenden Bauteilen.

Häufig werden bei der Temperaturüberwachung nur die Warmwasserleitungen berücksichtigt, die Kaltwasserzuführungen aber nicht. Solange das kalte Wasser unter zwanzig Grad kühl ist, vermehren sich die Bakterien kaum oder gar nicht. In speziellen Bau- und Installationssituationen kann sich auch das Kaltwasser über zwanzig Grad erwärmen, wenn beispielsweise  unisoliert verlaufen. Die technischen Einrichtungen müssen auch diese Option der Legionellenbildung ausschließen.

Bewegung und Pumpenalternativen

Zu einer wirksamen und zuverlässigen Legionellenschaltung gehört auch die parallele Bewegung des Trinkwassers durch eine Wärmepumpenheizung. Sie übernimmt das Bewegen des Wassers, auch in Kaltwasserleitungen. Eine Wärmepumpe kann durch andere mechanische Einrichtungen ergänzt, unterstützt oder ersetzt werden. Dazu gehören Spezialfiltersysteme, chemische Desinfektion, Chlorierung oder Bestrahlung mit ultraviolettem Licht.

Kesselheld Redaktion

Kesselheld Redaktion
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