Augenscheinlich kann die Nachtabsenkung der Temperatur einer Heizungsanlage Energie sparen. Die Drosselung der Heizleistung in den Nachtstunden liefert immer noch ausreichende Kraft, um beispielsweise die ideale Schlaftemperatur von 18 Grad Celsius zu erhalten. Doch auch wenn sich diese Gleichung logisch anhört, bestimmen einige weitere wichtige Faktoren, ob die Nachtabsenkung sinnvoll ist und tatsächlich zu Energieersparnis führt. Ein entscheidendes Kriterium ist die thermische Trägheit, die ein Gebäude sowie die jeweilige Art der verbauten Heizungsanlage besitzt.
Grob gesagt sind dicke Mauern, gute Dämmungen und große Heizflächen träger als weniger gut isolierte Altbauten, kleine Heizkörper und luftig gestaltete Architektur. Sowohl die Gebäudemasse selber als auch deren Material speichern und halten Wärme, sodass eine Nachtabsenkung sich sozusagen selbst überholt.
Verzögerungswerte in Alt- und Neubauten
In jedem Fall muss eine Nachtabsenkung sachgerecht und exakt an die thermischen Bedingungen des Gebäudes angepasst werden. Dazu sollten die Verzögerungswerte der Ab- und Auskühlung mittels Messung ermittelt werden. Einzelne Heizkörper beeinflussen den Wärmespeichereffekt in geringerem Maße als Fußbodenheizungen. Anhand der Messergebnisse können das Sparpotenzial sowie die idealen An- und Abschaltzeitpunkte der Heizungssteuerung festgelegt werden.
Für Heizungen in Neubauten mit einer zeitgemäßen Dämmungstechnik ist oft eine Nachtabsenkung nicht sinnvoll. Der Energieeinspareffekt liegt unter drei Prozent und das einfache Herunterregeln der Abnahmetemperatur führt bereits zur erwünschten Ersparnis.
Bei Heizungen im Altbau mit thermischen und dämmungstechnischen Mängeln ist eine Nachtabsenkung empfehlenswert. Die Steuerung der Heizungsanlage durch einen Raumthermostat mit Nachtabsenkung kann bis zu zehn Prozent weniger Energie verbrauchen.
Taupunkt und Zieltemperaturen
Wenn Sie in einem bestehenden Gebäude eine Heizanlage mit Nachtabsenkung oder Nachtabschaltung installieren und betreiben, müssen Sie die Auswirkung auf das Mauerwerk beachten.
Schimmelgefahr durch Kondenswasser
Beim Unterschreiten des sogenannten Taupunkts, was auch an einzelnen Stellen auftreten kann, bildet sich Kondenswasser. An den feuchten Mauerwerksteilen entwickelt sich ein Nährboden für Schimmel. Er wird bei fehlerhaft justierter Absenkung jede Nacht aufs Neue genährt.
In vielen Fällen wählen Sie den besten Weg zur Erkundung, ob eine Nachtabsenkung sinnvoll ist: das Ausprobieren. Die vielfältigen individuellen Eigenschaften eines Gebäudes und der Heizungsanlagen erzeugen oft ein thermisches Profil mit kaum messtechnisch erfassbaren Variablen. Als Richtwerte sollen Sie als erreichbare Raumtemperaturen 22 Grad Celsius für den Tag und 17 Grad während der Nacht wählen.
Nachtabschaltung: Auskühlung und Wiederaufheizung
Ein entscheidender Faktor für Sinnhaftigkeit und Ersparnismöglichkeiten ist das Erfassen der Auskühlwerte und Energiebedarf für das Wiederaufheizen. Dieses Verhältnis kann je nach Gebäude- und Heizungstyp negativ ausfallen. Das heißt, für das Wiedererwärmen der Räume wird mehr Energie verbraucht als für das durchgängige Beibehalten der Temperatur. In diesem Fall wirkt eine Nachtabsenkung kontraproduktiv.
Einstellungen ändern
Wer an einer alten Heizanlage die Spareffekte durch das Reduzieren oder Abschalten der Heizleistung mitnehmen möchte, muss sich auch mit der Konstruktionsart der Heizung beschäftigen. Grundsätzlich erzeugen alle Bauteile, die mit elektrischem Strom betrieben werden, den größten Energieverbrauch.
Sparpotenzial identifizieren
Wenn Heizungspumpen vorhanden sind, kann deren zeitweise Abschaltung den Verbrauch des teuren Stroms senken. Auch Hebewerke und andere technische Einrichtungen, die Wasser mechanisch bewegen, sind verhältnismäßige Großverbraucher.
Weniger Sparanteile haben, auch bei alten Heizthermen, die Zündvorrichtungen in den Brennkammern. Wenn Sie Einstellungen ändern möchten, müssen Sie auf jeden Fall eine umfassende Bestandsaufnahme ausführen, die alle maßgeblichen Faktoren berücksichtigt.