Glühbirne leuchtet im Dunkeln
Erfunden wurden günstige Nachtstromtarife vor etwa 50 Jahren, als vor allem in Privathaushalten Nachtspeicheröfen Einzug hielten. Die einfache Formel besagte, dass die nachts aufgeladenen Stromheizungen tagsüber die Energiereserve verbrauchen. Damit konnten die Stromversorger die Spitzenlastzeiten entzerren, die morgens und ab dem frühen Abend nach Arbeitsschluss durch Privathaushalte entstanden.

Die Gestaltung und Verbreitung der Nachtstromtarife hat sich durch die Deregulierung des Strommarkts und viele neue Heizsysteme stark geändert. Zudem ist der Preisunterschied geringer worden. Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und Instrumente wie Energiesteuern bevorzugen andere Heizenergiequellen und wollen sowohl den Tag- als auch den Nachtstromverbrauch insgesamt senken.

Überschaubarer Markt schrumpft

Die Deregulierung des Strommarkts ermöglicht jedem Verbraucher, einen Preisvergleich unter vielen überregionalen Stromanbietern in ganz Deutschland anzustellen. Die Tarifgestaltungen variieren stark und nicht überall sind alle Versorger vertreten. Spezielle Onlineportale im Internet wie Verivox oder Check24 listen, meist von der Postleitzahl ausgehend, die infrage kommenden Stromlieferanten auf.

Meist bieten nur einige Unternehmen spezifische Nachtstromtarife an. Um einen wirtschaftlich sinnvollen Tarif wählen zu können, sollte ein individuelles Bedarfsprofil erstellt werden. Die Nachtspeichertechnik im herkömmlichen Sinn ist technisch überholt. Die Anzahl expliziter Nachtstromtarife Anbieter reduziert sich ständig. Das liegt auch an der gesetzlichen Verpflichtung, veraltete Nachtspeicheröfen bis 2019 austauschen zu müssen.

Eigene Bedarfsparameter prüfen

Viele Versorger tragen diesem Umstand bereits heute Rechnung, indem sie Nachtstromtarife durch Rund-um-die-Uhr-Tarife ersetzen. Je nach Bedarfsprofil und Heizungsanlage können diese Tarife im Mittel zu günstigeren Strompreisen führen. Wenn ein Nachtstromtarif gefunden wurde, der beispielsweise zu einer stromspeicherfähigen Wärmepumpenheizung, einem elektrisch betriebenen Wärmespeicher oder einer Batterie passt, müssen Details geklärt werden.

Dazu gehören die Fragen:

  • ab wieviel Uhr vergünstigter Strom abgerechnet wir?
  • ob Nachtstrom am Wochenende geliefert wird?
  • und welche Stromspeicherkapazität zur Verfügung steht?

Tarifausgestaltung wendet sich von Tageszeiten ab

Nachtstromtarife
Die Technik des Messens von zwei Tarifen hat beispielsweise der überregionale Stromanbieter eon von der spezifischen Bezeichnung der Nachtstromtarife abgekoppelt. Sogenannte Doppeltarifzähler verwenden Hoch- (HT) und Niedertarife (NT), die sich nach individuell im Tarifvertrag bestimmten Kriterien richten. Tageszeiten und Wochentage können durch die Stromverbrauchsart für Heizung oder Haushalt trennen. In anderen Ausgestaltungsmodellen sind Höchstgrenzen der Abnahmemengenfür die berechnete Tarifart ausschlaggebend. Auch die Verteilung der Anteile an Grundversorgungsstrom und zusätzlichen Kapazitäten bestimmt in einigen Vertragsmodellen die Berechnungsgrundlage. Kleinere Wärmeausgabegeräte wie Infrarotheizungen oder Heizthermen werden nicht in allen Fällen als Heizstromverbraucher erfasst.

Nachtstromtarife: Nebenkosten sind höher

Bei der Kalkulation und vor dem Abschluss eines Stromliefervertrages dürfen die Zusatzkosten für Nachtstromtarife nicht übersehen werden. Moderne Stromzähler vereinen meist die Zählwerke für beide Tarifabrechnungen. Die Geräte sind allerdings teurer. Der höhere Anschaffungspreis wird genauso wie der erhöhte Installationsaufwand auf die Basis- oder Grundpreise umgelegt. Diese Kosten können die geringeren Verbrauchskosten pro Kilowattstunde kompensieren. Wirtschaftlich interessante Vertragsmodelle können in Kombination mit anderen „Vorratslieferanten“ von Strom wie Solaranlagen entstehen. Im Winter nur unvollständig genutzte Stromspeicherkapazitäten werden idealerweise mit günstigerem Fremdstrom aufgefüllt.