Die Idee der Nahwärme ist ein Verbund von Wärmeabnehmern, die eine Wärmeerzeugungsanlage gemeinsam nutzen. Der Unterschied von Nah- zu Fernwärme liegt in der begrenzten Teilnehmerzahl in einem räumlich begrenzten Wärmenetz und der räumlich unbeschränkten Wärmeabnahme durch unspezifizierte Mengen von Abnahmestationen.
Eine exakte Entfernung oder Flächenausbreitung ist einem Nahwärmenetz nicht zuzuordnen. Örtliche Bedingungen bestimmen die Dimensionierung, die baulichen und liegenschaftlichen Gegebenheiten folgt. Typische Nahwärmemodelle werden in Wohngebieten, Ortschaften, Stadtteilen oder großen Wohnanlagen realisiert. Ein zentraler Wärmeproduzent dient als nachbarschaftliche Heizzentrale. Alle im Einzugsgebiet befindlichen privaten, gewerblichen und öffentlichen Gebäude können, müssen aber nicht, aus dieser dezentralen Wärmequelle versorgt werden.
Nahbereich definiert sich an Flurnutzung und Siedlungsart
Die Größe und Menge der Nahwärmeversorgung variiert stark. Im Prinzip handelt es sich bei Zentralheizungen in Mehrfamilienhäuser um die kleinsten Nahwärmesysteme. Für den wirtschaftlichen Betrieb weitet sich die Nahwärme auf Netze mit Radien von mehreren Kilometern aus. Entscheidend ist die benötigte Anlagenleistung in Relation zur erforderlichen Wärmeabnahmemenge. Als sekundäre Faktoren spielen Entfernungen eine Rolle. Der Wärmetransportweg muss dem Versorgungsumfang angemessen sein.
Im bildhaften Beispiel beschrieben kann ein weit außerhalb liegendes Gebäude nicht wirtschaftlich sinnvoll angeschlossen werden und wird damit zu einer „natürlichen“ Distanzgrenze für Nahwärme. Eine gemeinsame Heizzentrale ersetzt auf ökonomisch sinnvollen Flächenausdehnungen und Distanzen Einzelversorgungssysteme oder dezentrale Wärmeversorger wie beispielsweise Elektroheizungen.
Investionskosten der Nahwärme
Wärme in einem Nahwärmesystem wird als fertiges „Produkt“ bei jedem Teilnehmer angeliefert. Individuelle Wärmeproduktionsanlagen wie Heizkessel entfallen. Die fertige Wärme kommt im übertragenen Sinne aus dem Hahn. Der Einzelanschluss jedes Abnehmers und Nutzers wird durch eine Übergabestation für Nahwärme gewährleistet. Neben der Erzeugungsanlage müssen in angeschlossenen Gebäuden keine Abgassysteme, Schornsteine, Sicherheitseinrichtungen und Brennstofflager gebaut werden. Die Investitionskosten für die gemeinsame Heizzentrale werden auf die Teilnehmer verteilt oder umgelegt. Durch Kredite und Förderung vorfinanzierte Rest- oder Teilbeträge können in den zukünftigen und laufenden Heizkosten abschreibend „zurückverdient“ werden.
Kostensenkende und preistreibende Faktoren
Nahwärmeanbieter können lokale Versorgungsunternehmen oder private Träger sein. Bei den Kosten für Nahwärme gibt es einige entscheidende Parameter.
Kostensenkende Faktoren |
Kosten produzierende Faktoren |
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Im Ergebnis kann beim Zusammenführen aller Investions- und Betriebskosten eine Einsparung bis zu 20 Prozent gegenüber Fernwärme beziehungsweise Einzelversorgung realisiert werden.
Einschränkungen und Nachteile
Nahwärmenetze sind nicht überall verfügbar. In Hessen gab es beispielsweise 2014 knapp hundert geförderte Netze und eine „Dunkelziffer“ ungeförderter Projekte in etwa gleicher Zahl. Wenn ein Nahwärmeanschluss verfügbar ist, muss jeder Teilnehmer die gewählte Energiequelle akzeptieren. Darin sind auch Preisentwicklungen und ökologische Aspekte eingeschlossen.
Da Teilnahmeverträge meist langfristig eingegangen werden müssen, ist eine individuelle Reaktion auf Marktpreise oder Änderung von Emissionsschutzvorgaben nicht möglich. Daher gleicht der Nahwärmebezug ein wenig dem Prinzip „Mitgegangen, mitgefangen“. Brennstofflieferanten können nicht gewechselt werden und Wärmeergänzungsquellen wie beispielsweise Solarthermie senkt nur die abgenommene Verbrauchsmenge.