Wie eklig und giftig stehendes Wasser werden kann, zeigen streng riechende Pfützen und Tümpel nach wenigen Stunden. Die beiden Hauptursachen sind die Bewegungslosigkeit und die höchstens lauwarme Erwärmung des Wassers. Stäbchenförmige Bakterien vermehren sich im Temperaturbereich zwischen 20 und 50 Grad Celsius stark. Die Ausbreitung wird durch die Ruhe des Wassers zusätzlich gefördert. Für üble Gerüche und unästhetische Verfärbungen sind allerdings andere Kleinstlebewesen und Substanzen verantwortlich. Die gefährlichen Legionellen sind geruchs- und farblos. Sie entstehen nicht nur in Pfützen, sondern an allen Orten, an denen Wasser fließt und steht.
Als effizientestes Mittel wird die Erwärmung des gesamten Wasseraufkommens auf mindestens 71 Grad Celsius genutzt. Diese thermische Desinfektion tötet alle Legionellen ab.
Thermische Desinfektion: So funktioniert`s
Für eine zuverlässig wirksame thermische Desinfektion ist der Faktor Zeit und die Vollständigkeit der Wärmeverteilung garantiert sein. Wenn die Mindesttemperatur an allen Stellen der Wasser führenden Bauteile für mindestens 3 Minuten ankommt und einwirkt, werden die Legionellen restlos abgetötet. Dabei muss allerdings buchstäblich jeder Wassertropfen im Zirkulationssystem erwärmt werden. Dazu gehören Aufenthaltsorte und Bauteile wie:
- Wasserleitungen
- Speichertanks
- Hähne und Anschlüsse
- Ventile
- Tote Leitungen
- Boilertanks
- Mit Feuchtigkeit benetzte Röhren und Durchlässe
- Luftgeleitete Heizungsanlagen mit Dampf und Kondensation
- Feuchtigkeitsablagerungen an Zapfstellen wie Wasserhähnen und Duschköpfen
- Kaltwassernetze wie Rücklaufleitungen und ungeheizte Abzweigungen
Vorschrift zur Kontrolle und Vermeidung
In der deutschen Trinkwasserverordnung sind Kontrollen gegen den Legionellenbefall verpflichtend festgeschrieben. Eigentümer von Heizungen in Mehrfamilienhäusern sind dazu verpflichtet, alle 3 Jahre eine labortechnische Untersuchung durchführen zu lassen. In welchem Turnus eine eigenständige Kontrolle von privaten Hauseigentümern mit eigener Warmwasserversorgung sinnvoll ist, hängt von den Gegebenheiten ab. Technische Verminderung von Legionellenbefall wird durch bauteilabhängige Temperaturvorgaben geregelt. Der Wasseraustritt aus Warmwasseranlagen muss mindestens 60 Grad Celsius betragen. Die Temperatur des Rücklaufs darf 55 Grad nicht unterschreiten. Kaltwasserleitungen und Bereiche sollen durch geeignete Bau- und Dämmungsmaßnahmen unter 20 Grad gehalten werden.
Legionellen entstehen sehr schnell, oft in wenigen Tagen. Bei Abwesenheit oder unterbliebener Benutzung von Wasserzapfstellen werden die Messwerte in den ersten Minuten die gesetzlichen Grenzwerte fast in jedem Fall übertreffen. Das verfälscht die Messwerte. Nach wenigen Minuten Wasserdurchfluss sind die „Wanderlegionellen“ bereits verschwunden. Die in früheren Zeiten wöchentlich automatisch ausgelöste Legionellenschaltung wird in Speichereinheiten in modernen Privatheizanlagen im Normalfall täglich ausgelöst. Eine umfassende thermische Desinfektion ist bei normalen Gebrauchsfrequenzen nicht erforderlich.
Automatische thermische Desinfektion
Bei Gas- und Ölheizungen sind die gesetzlich vorgeschriebenen und gesundheitlich sicheren Vor- und Rücklauftemperaturen technisch relativ einfach umsetzbar. Bei Heizsystemen mit niedrigeren Wassertemperaturen wie bei Wärmepumpenheizung und Solarthermie müssen umfangreichere Desinfektionstechniken installiert werden. Automatische Legionellenschaltungen einschließlich von Erwärmungsvorrichtungen in Kaltwasserbereichen müssen laut Protokoll für eine thermische Desinfektion regelmäßig die Stabbakterien abtöten.
Temperatur zwischen Bakteriensterben und Kalkbefall
Technisch teilweise schwierig ist die Wechselwirkung, die bei der Erwärmung des Brauch- und Trinkwassers auftritt. Ein „einfaches“ heißmachen des Wassers hat den Nachteil, dass sich ab etwa 55 Grad Celsius Kalk aus dem Wasser löst. Im Temperaturbereich zwischen 55 und 71 Grad vermehren sich Legionellen nicht mehr, aber sterben nicht sicher vollständig ab. Um den Effekt, insbesondere in Regionen mit hohem Kalkanteil im Wasser, zu vermindern, kann eine kombinierte chemothermische Desinfektion eingesetzt werden. In der Trinkwasserverordnung sind die erlaubten chemischen Desinfektionszusätze und Methoden aufgelistet.